Der Baudet du Poitou ist der schwerste Esel der Welt, nicht wie fälschlich häufig geschrieben der größte Esel. Das
sind der Katalanische Riesenesel (Spanien) und der Mammoth Jack Stock (USA). Ein großer, sehr lang gezogener Kopf, der sehr große, breite und offene Ohren
trägt, die durch langes Fell geschützt werden. Der Kopf sollte gerne über 60 cm lang sein (Nasenspitze bis zwischen die Ohren) und die Ohren können bis zu 40 cm lang sein. Hier schließt sich ein
sehr kräftiger Hals an, der in der oberen Linie in einen leichten, diskreten Widerrist übergeht. Der Widerrist sollte bei Stuten zwischen 135 und 145 cm und bei Hengsten zwischen 140 und 150 cm
liegen.
Eine lange, gerade Rückenlinie schließt hier an, die vom Widerrist bis zur der kurzen, runden Kruppe gewöhnlich zwischen ca. 90 und 105 cm beträgt. Das Becken und die Kruppe sind bei den Stuten
größer und breiter als beim Hengst. So können die Hüftknochen vor allem bei Stuten leicht hervorstehen. Die Beine sind sehr kräftig mit sehr großen Gelenken ("Knieumfang" kann über 40 cm
betragen). Das Röhrbein sollte einen Umfang von 19 bis 27 cm haben. Das Bein endet in einen großen und offenen Huf, mit einer Breite von 9 bis 12 cm. Die vier Hufe sollten im Idealfall Haarbehang
aufweisen. Das Brustbein steht leicht hervor, die Rippen sind rund und die Schultern gerade. Der Thorax hat einen Umfang in der Sattelgurtlage von bis zu 180 cm und sollte nicht weniger als 160
cm betragen.
Poitou-Esel können bis zu 500 Kg Lebendgewicht erreichen, wobei die Stuten im Allgemeinen leichter als die Hengste sind.
Die französische Fellfarbbezeichnung "bai brun" lässt sich am ehesten als braunes Fell mit rötlichem Einschlag übersetzen. Das rötliche kann auch mal leicht ins gelbliche übergehen, dann heißt es
"fougère" ("Farbe des herbstlichen Farns").
Ein leicht rötlicher Fellrand leitet vom eben beschriebenen Körperfell zu den Augen und der Maul-Nasenpartie über, die einen weiß-silbrigen Farbton aufweisen. Zebruide Bein- oder Körperstreifen
oder einen Aalstrich darf es nicht geben. Der Bauch ist hellgrau und darf nicht in ein verwaschenes weiß übergehen. Während früher die Stuten oft ein etwas kürzeres Fell aufwiesen als die extrem
langhaarigen Hengste, ist es heute meistens umgekehrt. Es gibt noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu, doch sind die heute neu zugelassenen Deckhengste meistens eher kurzhaarig,
während Stutfohlen die ursprüngliche Langhaarigkeit eher genetisch übernehmen und als ausgewachsene Tiere das typische lange Zottelfell aufweisen. Allgemein sind die berühmten langen Haare
heutzutage häufig viel kürzer als noch vor 50 Jahren, was bis zu richtig kurzhaarigen Tieren gehen kann.
Dies ist wohl durch die Einkreuzung andere Eselstuten für den Aufbau eines B-Buches zu erklären. Das B-Buch enthält Poitou-Esel, die zwischen 50 % und 99,22 % Poitou-Esel Blutanteil aufweisen (F1
– F7 Generation) und wurde Anfang der 80iger Jahre eingeführt, nachdem 1978 der Weltbestand auf 44 Tiere beziffert wurde. Das B-Buch wurde Mitte der 90iger Jahre zum direkten Einkreuzen wieder
geschlossen, um nicht die typischen Merkmale der Rasse zu verlieren (Beispiel Langhaarigkeit).
Heute müssen beide Eltern eines Poitou-Eselfohlens im A- oder B-Buch eingetragen sein. Beide haben einen Chip, ein "Certificat d'Origine", eine Stutbuch-Eintragung in Frankreich mit individueller
Nummer, ein Identifikationspapier mit Wort und Bildbeschreibung. Der Vater muss reinrassig sein und eine separate Zuchtzulassung der Zuchtkomission in Frankreich haben. Durch diese Zulassung kann
der Hengstbesitzer ein Deckbuch zum Jahresanfang beim Staate Frankreich beantragen und damit den nötigen Deckschein ausstellen, den wiederum das Fohlen zur Beantragung der Staatspapiere benötigt.
Beim Fohlen muss eine Blutprobe genommen werden, die nur von einem einzigen Labor in Frankreich untersucht werden darf, um gültig zu sein.
Es wird ein Gentest gemacht, der mit den Eltern abgeglichen wird. Bei Erstgebärenden wird auch von dieser jungen Stute ein einmaliger Gentest gemacht. Die zugelassenen Hengste liegen dem Labor
mit ihren genetischen Einmaligkeiten vor. Stuten im B-Buch mit mindestens 87,5 % Poitou Blutanteil (F3) und Hengste mit mindestens 93,75 % (F4) können der Zuchtkommission vorgeführt werden und
eventuell in das A-Buch aufgewertet werden. Die siebte Generation ist automatisch reinrassig (F7 = 99,22). Das Endziel hierbei ist es natürlich, in einigen Jahren wieder nur ein A-Buch zu führen,
mit einem soliden zahlenmäßigen und genetischen Pool.